Geschichten von Kindern auf der Flucht - Yasin
Yasin ist zehn Jahre alt und gehörlos. Er, seine Eltern und seine fünf Geschwister gehören zu der Bevölkerungsgruppe der Rohingya, die in Yasins Heimatland Myanmar verfolgt wird.
Yasins Großeltern wurden getötet und das Haus der Familie in Brand gesteckt. Yasin und seine Familie flohen nach Bangladesch. Dort leben sie zusammen mit etwa 800.000 Personen in einem Flüchtlingscamp. Die Menschen wohnen in Zelten. Es gibt nicht immer genug zu essen. Und es gibt zu wenig Medikamente und medizinisches Personal, um die Kranken zu versorgen.
Yasin leidet sehr unter der Gewalt, die er in Myanmar gesehen und erlebt hat. Anfangs spielte er nicht mit den anderen Kindern und lief ziellos im Camp herum. „Niemand wusste, wohin er ging. Er verschwand einfach”, erzählt seine Mutter. Sie machte sich große Sorgen um ihn, denn durch seine Behinderung kann er keine Gefahren hören.
Verschiedene Hilfsorganisationen sorgen im Flüchtlingslager für medizinische und psychologische Unterstützung. Yasin bekam ein Hörgerät. Dadurch kann er jetzt wieder einige Geräusche wahrnehmen.
Yasin geht es noch besser, seitdem er zum „kinderfreundlichen Raum“ geht. Das ist ein Spiel- und Lernzentrum für Kinder mit und ohne Behinderungen. Hier lernen die Kinder wieder miteinander zu spielen und die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Am Anfang ging Yasin nur manchmal hin, doch dann änderte sich etwas. „Er hat Freunde gefunden“, freut sich seine Mutter. Yasin ist nun der Erste am Morgen im Zentrum und der Letzte, der geht. Diese grundlegende Bildung hat Yasin geholfen, sich wieder im Leben zurechtzufinden.