Vom 16. – 17. Februar 2023 fand in Genf die internationale Geberkonferenz des UN-Bildungsfonds „Education Cannot Wait“ (ECW) statt. Auch die Globale Bildungskampagne (GBK) war mit einem Side-Event auf der Konferenz vertreten.
Die Konferenz des Bildungsfonds wurde von Deutschland gemeinsam mit der Schweiz und Norwegen sowie Kolumbien, Niger und Südsudan ausgerichtet. Dabei ging es darum, die Finanzierung des ECW-Fonds für die nächsten vier Jahre anzuschieben. Um die Finanzierung bis 2026 sicherzustellen, werden insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar benötigt (ECW's Strategic Plan 2023–2026)
Education Cannot Wait (Bildung kann nicht warten) ist ein weltweiter Fonds unter der Verwaltung von UNICEF. Ziel des Fonds ist es, bis 2030 alle krisenbetroffenen Kinder und Jugendlichen mit sicherer, freier und qualifizierter Bildung zu erreichen. Der Fonds wurde am World Humanitarian Summit 2016 in Istanbul gegründet. Als Globale Bildungskampagne haben wir uns damals auf der politischen Ebenen sehr dafür stark gemacht, dass Deutschland das entsprechende Dokument unterzeichnet und in den Fond investiert. Um diese Forderung zu unterstreichen, haben wir 2017 unter dem Titel „Bildung darf nicht warten“ in einer Studie den deutschen Beitrag zur Förderung von Bildung in Krisen und Konflikten genauer analysiert.
In Genf wurden 826 Millionen US-Dollar mobilisiert, damit Millionen Kinder in Not Bildungschancen erhalten. Mit dem Geld sollen 20 Millionen Kinder und Jugendliche erreicht werden, die sich in einigen der schlimmsten humanitären Krisen der Welt befinden.

Während am ersten Konferenz-Tag die Finanzzusagen (Pledges) der Geber im Mittelpunkt stand, fanden nebenher auch eine Reihe Side-Events für den fachlichen Austausch der Delegierten zum Thema Bildung in Krisen und Konflikten statt.

Auch wir als GBK haben ein Side-Event am zweiten Konferenztag mitgestaltet. Zusammen mit Plan International, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und weiteren Partnern fand unter dem Titel „Together for Gender Transformative Education“ eine Panel-Diskussion zwischen JugendverterterInnen und Vertreterinnen aus Politik und Zivilgesellschaft statt.
Deutschland wurde auf dem Panel von Dr. Heike Kuhn, Referatsleiterin für Bildung im BMZ vertreten und diskutierte u.a. mit Jugend-Aktivistinnen aus Ecuador, Südsudan und Somalia über die transformative Kraft der Bildung im Kontext von Geschlechterungerechtigkeiten in Krisen und Konflikten.
Es herrsche Einigkeit auf dem Podium, dass in den letzten 25 Jahren enorme Fortschritte für eine Geschlechterparität im Bildungswesen erreicht wurden. Aber die Parität ist nur eine oberflächliche Maßnahme, wie Hawa Abdi deutlich machte.

Hawa Abdi wuchs im Flüchtlingslager Marafa in Kenia auf, wohin ihre Eltern vor dem somalischen Bürgerkrieg fliehen mussten. Später zog ihre Familie in das Flüchtlingslager Kakuma, wo Hawa die High School besuchte. Inspiriert von ihrer Mutter, die sich in einer patriarchalischen Gemeinschaft um zehn Kinder kümmerte und sich dafür einsetzte, dass ihre Töchter Zugang zu Bildung erhalten, träumte Hawa davon, Journalistin zu werden, um Geschichten zu erzählen, um die patriachalen Stukturen aufzubrechen.
Ihrer Meinung nach darf man nicht nur auf die bloße Geschlechterverteilung im Bildungswesen gucken. Mädchen werden ausgeschlossen und diskriminiert, nur weil sie Mädchen und Frauen sind. Auch Jungen werden durch Männlichkeitsnormen eingeschränkt. Kinder und Jugendliche, die sich nicht mit den traditionellen Geschlechts- und Sexualitätsnormen identifizieren, müssen sich in diesem System anpassen, wenn sie nicht diskriminiert werden wollen. Aus diesem Grund fordert Hawa zusammen mit den anderen JugendvertreterInnen auf dem Panel eine geschlechtertransformative Bildung die darauf abzielt, alle Teile eines Bildungssystems zu nutzen, um Stereotypen, Einstellungen, Normen und Praktiken zu verändern, indem Machtverhältnisse in Frage gestellt, Geschlechternormen und Binaritäten überdacht und ein kritisches Bewusstsein für die Ursachen von Ungleichheit und Unterdrückungssystemen geschaffen werden