Wie funktioniert die Global Partnership for Education?

Fazle Rabbani ist Senior Education Specialist bei der Global Partnership for Education (GPE). Er leitet die Programmarbeit der GPE in Kenia, Uganda, Südsudan, Eritrea und Lesotho.

Die Globale Bildungspartnerschaft ist die einzige Entwicklungsorganisation, die sich ausschließlich auf Bildung konzentriert. Wie funktioniert die GPE?

Die GPE ist gleichzeitig eine Partnerschaft und ein Fonds und konzentriert sich darauf, den Zugang zu und die Qualität von Bildungssystemen in Entwicklungsländern zu verbessern. Hierzu bringt die GPE alle Akteure zusammen, die dazu beitragen können, dass alle Kinder zur Schule gehen und lernen können. Regierungen von Entwicklungs- und Geberländern, zivilgesellschaftliche Organisationen, private Stiftungen und Think Tanks kommen zusammen, um die Bildungssysteme in Entwicklungsländern zu stärken. Die Partnerschaft setzt sich auf nationaler Ebene fort. Dort arbeiten alle relevanten Organisationen und Institutionen in lokalen Bildungsgruppen zusammen, um das Bildungsministerium dabei zu unterstützen, nationale Bildungsprioritäten zu identifizieren, Bildungssektorpläne und darauf abgestimmte Programme zu entwickeln. Die Globale Bildungspartnerschaft fördert die Entwicklung und Umsetzung der Programme.

Die GPE hat keine Länderbüros. Wie arbeitet die GPE vor Ort in den Entwicklungsländern und welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft dabei?

Die GPE ist eine Partnerschaft und auf Länderebene arbeiten wir durch unsere Partner. In der Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern gibt es hierfür drei Möglichkeiten. Zum einen arbeiten wir über das Bildungsministerium, das die lokale Bildungsgruppe leitet und in Zusammenarbeit mit dieser über die Bildungssektorpläne und Programmschwerpunkte entscheidet. Zum anderen arbeiten wir über unsere "Grant Agents", also die Organisationen, die die GPE-Mittel in den Ländern verwalten. In drei der sechs Länder, mit denen ich zusammenarbeite, ist das die Weltbank, in den anderen drei UNICEF. In anderen Ländern verwalten NGOs wie Care oder Save the Children die Fördermittel, und wieder in anderen sind es bilaterale Entwicklungsbehörden wie die britische DFID oder die französische AFD.

Ein dritter Ansatzpunkt, über den die GPE vor Ort arbeitet, ist die Organisation, die die lokale Bildungsgruppe koordiniert. Sie koordiniert die Beteiligung verschiedener Interessengruppen an der Entwicklung von Bildungssektorplänen, identifiziert die Schwerpunkte und entscheidet, was mit GPE-Mitteln in einem Land finanziert werden soll.

Zivilgesellschaftliche Organisationen spielen eine wichtige Rolle in den lokalen Bildungsgruppen. In einigen Ländern haben NGOs ihre eigene Vertretung in diesen Gruppen, in anderen Ländern sind sie durch eine Koalition repräsentiert. NGOs beteiligen sich an den Planungsprozessen für den Bildungssektor und helfen den Regierungen, die richtigen Prioritäten zu setzen, die von der GPE finanziert werden sollen.

Welche Herausforderungen im Bildungsbereich gibt es in Entwicklungsländern und was macht die GPE, um diese anzugehen?

Die Herausforderungen sind von Land zu Land unterschiedlich und spiegeln sich im jeweiligen Bildungssektorplan wider. Darin legt ein Land die Schwerpunkte fest, die es in den nächsten Jahren in Angriff nehmen will. Ich kann hier ein Beispiel aus Uganda geben, einem der Länder, mit denen ich zusammenarbeite. In Uganda ist die Qualifizierung von Lehrkräften ein großes Problem. Deshalb hat das Land beschlossen, diese durch Fortbildungen und Zertifizierung der Lehrkräfte zu verbessern, so dass alle Lehrerinnen und Lehrer Mindeststandards erfüllen. Die GPE hat die Entwicklung der Trainingsmodule unterstützt, die dann zunächst getestet und schließlich an die Einrichtungen übergeben, an denen in Uganda Lehrkräfte ausgebildet werden. Dort laufen jetzt die Fortbildungen. Die GPE fördert sowohl das Trainingsprogramm als auch die Zertifizierung, die die Qualifikation der Lehrkräfte ebenso wie die Unterrichtsmethoden in Uganda verbessern.

Lesotho ist ein anderes Beispiel. Dort gab es im Grunde überhaupt keine frühkindliche Förderung. Diese bildet aber die Grundlage für den späteren Schulbesuch der Kinder und bereitet sie auf das Lernen vor. Mithilfe von GPE-Fördermitteln hat Lesotho ein Modell für frühkindliche Förderung und Entwicklung sowie für Vorschulen entwickelt, und inzwischen unterstützt die GPE das Land dabei, das Modell flächendeckend umzusetzen.

Gibt es konkrete, sichtbare Fortschritte in den Ländern, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Ja, ich sehe vielversprechende Fortschritte. Die Länder planen inzwischen effizienter, indem sie Prioritäten festlegen und diese mit eigenen Mitteln finanzieren. Gleichzeitig nutzen die Länder die GPE-Mittel auch für Reformen, die bereits innerhalb der Projektlaufzeit Erfolge zeigen. Kenia ist ein gutes Beispiel. Das Land entwickelte einen neuen Lehrplan, Lehrbücher sowie Fortbildungen für Lehrkräfte in den Fächern Mathematik und Leseförderung in den unteren Klassenstufen. Kurz nachdem diese Maßnahmen eingeführt wurden, waren bereits sehr große Fortschritte in der Mathematikkompetenz der Schulkinder zu verzeichnen. Ein weiteres Beispiel ist Südsudan, auch wenn die Situation hier ganz anders gelagert ist. Südsudan ist ein fragiler Staat, in dem viele Kinder während des Bürgerkriegs vertrieben wurden. GPEs Unterstützung hat hier geholfen, besonders bedürftige Kinder in den Flüchtlingscamps zu identifizieren und in Zusammenarbeit mit der Regierung und UNICEF dazu beigetragen, dass diese Kinder wieder zur Schule gehen konnten. Inzwischen besuchen fast 300.000 Kinder, deren Ausbildung aufgrund von Vertreibung unterbrochen wurde, wieder die Schule, wo sie lernen und sich entwickeln können.